Reiseerlebnisse digital kommunizieren
Die Bustouristik diskutierte in Stuttgart das Marketing für Gruppenreisen
Im Zentrum des touristischen Marketings steht das Erlebnis: Darin waren sich die Referenten auf dem „Tag des Bustourismus“ in Stuttgart, zu dem der Verband Baden-Württembergischer Omnibusunternehmer (WBO) und die Gütegemeinschaft Buskomfort (gbk) am Dienstag, 15. Januar, eingeladen haben, einig. Bei der konkreten Umsetzung von Werbekampagnen für die Gruppenreise wurden allerdings unterschiedliche Akzente gesetzt.
In seiner Einführung zu der Tagung, die unter dem Thema „Vom Bustouristiker zum Gruppenreiseveranstalter: Wie sich erfolgreiche Unternehmer am Markt positionieren“ stand, verwies gbk-Geschäftsführer Martin Becker vor mehr als 120 Besuchern anhand verschiedener Beispiele aus der Praxis auf unterschiedlichen Prioritäten im Marketing: Während auf der einen Seite unabhängig vom Verkehrsmittel für Bade- oder Kulturreisen geworben wird, steht auf der anderen Seite der Bus als komfortables, sicheres, umweltfreundliches und geselliges Verkehrsmittel im Zentrum von Katalogen, Webseiten oder Imagefilmen. Auch die Über-gabe von Neufahrzeugen beim Hersteller wird als touristisches Event zelebriert und die Bustaufe mit Promis fungiert als Instrument der Kundenbindung. Busse mit luxuriösen Sonderausstattungen und serviceorientierten Chauffeuren am Steuer machen die Busreise zu einem besonderen Gruppenerlebnis. „Veranstalter von Klassenfahrten und Vereinsausflügen schätzen den Reisebus als Medium für einen sozialen Mikrokosmos und mobilen Raum für Bildung und Unterhaltung“, stellte Becker fest.
Buchung auf der Mobilitäts-App
Erhard Kiesel verwöhnt seine Gäste zwar mit modernen Reisebussen, die mit Panoramadach, 2plus1-Bestuhlung, WLAN und USB-Ladedosen ausgestattet sind. Trotzdem versteht sich der Geschäftsführer der Schlienz-Tours in Kernen nicht als Anbieter von Busreisen. „Wir machen Erlebnisreisen“, erklärte er in einem Podiumsgespräch, das von WBO-Geschäftsführer Dr. Witgar Weber moderiert wurde. Und mit einer Mobilitäts-App, die Kiesel in seinem Unternehmen entwickelt hat, können Reisegruppen einen Shuttleservice zum Outletcenter in Metzingen oder einen barrierearmen Bus für Rollstuhlfahrer anmieten.
Pascal Gebert ermunterte die Busreiseveranstalter, künftig mehr in den Online-Bereich zu investieren als in analoge Marketingkampagnen. „Mittlerweile kennt uns das Smartphone besser als unser Partner“, beobachtet der Experte von der Beratungsagentur Tourismuszukunft aus Markt Schwaben. Weshalb er an die Busreiseveranstalter appellierte, die Chancen der Digitalisierung zu nutzen. Dazu zählt er neben einer Firmenhomepage mit der Möglichkeit, Busreisen online zu buchen, auch die Nutzung der Kundendaten für zielgruppengerechte Werbekampagnen per E-Mail und die angemessene Reaktion auf Kundenbewertungen. Gedruckte Reisekataloge seien für den Kunden wichtige Quellen der Inspiration und die Werbung mit Gütezeichen wie den Bus-Sternen schaffe Vertrauen. „Das Erlebnis ist aber wichtiger als das Produkt“, betonte Gebert. „Und Reiseerlebnisse können mit sozialen Medien werbewirksam kommuniziert werden.“
Empfehlungsmanagement mit dem Smartphone
Mehr als neun Prozent aller Reisen nach Baden-Württemberg werden mit dem Bus gemacht, stellte Andreas Braun fest. In Kooperation mit den Busreiseveranstaltern will der Geschäftsführer der Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg (TMBW) die Gruppenreise nach vorne bringen. Dabei warb er für Baden-Württemberg als „Genießerland“ sowie für klassische Reiseziele wie den Schwarzwald, den Bodensee und das Heidelberger Schloss. „Mit ihrem Smartphone machen die Kunden Empfehlungsmanagement für solche Destinationen“, erklärte Braun. Touristisches Entwicklungspotential erkennt er beispielsweise in Oberschwaben. Allerdings räumte er auch ein, dass es in dieser Region noch häufig an ausreichenden Unterkünften fehlt.
Michael Schober, Direktor Marketing und Vertrieb Service-Reisen Gießen, betonte in seinem Vortrag, dass immer weniger Reisebüros immer mehr Umsatz generieren. „Der Anteil von Busreiseveranstaltern am Gesamtumsatz der Reisebüros liegt allerdings unter einem Prozent“, stellte Schober fest. Wenn sich Reisebüros und Busreiseveranstalter nicht als Konkurrenten sondern als Partner betrachten, können sie ihre Position auf dem Markt laut Schober gegenseitig stärken. Emotionalität in der Reisepräsentation, Sicherheit für den Kunden durch persönliche Beratung, „Multi-Channel“-Auftritte der Reisebüros sowie spezielle Mitarbeiterschulungen von Reisebüromitarbeitern zählt er zu den Erfolgsfaktoren im Gruppenreisegeschäft.
Dass auch der Teutoburger Wald zahlreiche Erlebnisse für Reisegruppen zu bieten hat, belegte Ina Bohlken von der OstWestfalenLippe GmbH mit Bildern vom Hermannsdenkmal oder dem Westfälischen Freilichtmuseum in Detmold. Mit ihrer Präsentation stellte sie eine Region vor, die von viel Fachwerk und moderner Architektur sowie Kurorten mit gepflegten Parkanlagen geprägt ist.
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