Der „Tag des Bustourismus“ sensibilisierte die Branche für die Macht des visuellen Marketings.
Emotionale Motive motivieren zum Buchen einer Busreise. Wie Fotos und Filme zum Blickfang werden und welche Kanäle die Bustouristik für ihr visuelles Marketing nutzen kann, thematisierte der „Tag des Bustourismus“, zu dem der Verband Baden-Württembergischer Omnibusunternehmer (WBO) zusammen mit der Gütegemeinschaft Buskomfort (gbk) am Dienstag, 19. Januar 2016, nach Stuttgart eingeladen hatte. Unter dem Titel „Die Macht der Bilder: Mit Videos, Instagram & Co. Kunden begeistern“ bekamen mehr als 150 Teilnehmer am Rand der Urlaubsmesse CMT neue Informationen für optische Inspirationen.
Anne Katrin Wieser (v.l.), Nicola Wucher, Sascha Böhnke, Heike Gauger, Yvonne Hüneburg und Ulrike Katz sorgten für ein informatives und kurzweiliges Programm auf dem „Tag des Bustourismus“ in Stuttgart.
Ob die Bild-Zeitung auch ohne Fotos von prominenten Liebespaaren und Pin-ups eine Auflage von zwei Millionen erzielen würde? Dr. Witgar Weber präsentierte bei der Begrüßung der Tagungsteilnehmer eine Ausgabe des Springer-Blattes, die im vergangenen Herbst mit der Schlagzeile „Die Macht der Bilder“ titelte und auf sämtlichen Seiten auf Illustrationen verzichtete. Für den WBO-Geschäftsführer ein Hinweis darauf, dass der 39. „Tag des Bustourismus“ ein Thema aufgegriffen hat, dessen Relevanz von den Medien längst erkannt wurde.
Dass nicht nur die Boulevardpresse auf Fotos setzt, belegte Martin Becker mit den Erkenntnissen der Medienwissenschaft. „Demnach schauen Zeitungsleser zuerst auf die Bilder“, stellte der gbk-Geschäftsführer fest. Ob anschaulich formulierte Reportagen, ansprechend gestaltete Reisekataloge, bunte Online-Galerien, sinnliche Tagträume von attraktiven Manns-Bildern oder digitale Filmkanäle mit hohem Suchtpotential: Bilder wecken Emotionen, vermitteln komplexe Informationen auf einen Blick und machen den Betrachter zum Augenzeugen. „Der Mensch denkt in Bildern und sucht schon als Kind nach Vor-Bildern“, betonte Becker. „Und darin begründet sich die Macht der Bilder, die allerdings auch missbraucht werden kann.“
Bilder erzählen Geschichten
Dass die Bustouristik die Grammatik einer wirkungsvollen Bildsprache häufig noch nicht beherrscht, ist Heike Gauger beim googlen aufgefallen. Die Geschäftsführerin von More! Tourismus-Marketing hat unter dem Suchbegriff „Busreise“ überwiegend langweilige Frontalaufnahmen von Zwei- und Dreiachsern gefunden, die nicht mal Busfetischisten elektrisieren. Im Gegensatz dazu machen die Bilder-CDs, die auf professionellen gbk-Shootings entstanden sind, laut Gauger viel Lust auf eine Busreise.
„Bilder wecken die Neugier des Betrachters“, erklärte Gauger. „Aber nur, wenn sie Geschichten erzählen und Raum für Assoziationen schaffen.“ Wenn Unternehmer mit Bildern arbeiten, die an ihrer Zielgruppe vorbeigehen oder nicht zum Firmenimage passen, betreiben sie Werbung ohne die gewünschte Wirkung.
Gauger rät auch, sich von Wettbewerbern und anderen Branchen neue Anregungen zu holen. „Lassen Sie sich inspirieren ohne zu kopieren.“ Und wenn Karosserien mit stimmungsvollen Impressionen beklebt werden, verwandeln sich Busse in rollende Projektionsflächen für Reiseträume.
Neben Aktualität und Authentizität müssen Bustouristiker bei der Auswahl ihrer Werbebilder auch auf Urheber- und Verwertungsrechte achten. „Denn die illegale Nutzung von Fotos kann richtig teuer werden“, gab Yvonne Hüneburg zu bedenken. Allerdings bewegen sich auch Farbfotos häufig in rechtlichen Grauzonen, räumte die Juristin und stellvertretende WBO-Geschäftsführerin humorvoll ein. Wer auf der sicheren Seite sein will, achtet bei Lizenzverträgen auf den Umfang und Zeitraum für die Nutzung der Dateien und lässt sich von fotografierten Personen die Einwilligung in die Veröffentlichung ihrer Bilder schriftlich geben.
Bilder erreichen ein breites Publikum
Anne Katrin Wieser und Sascha Böhnke sprechen ihre Kommentare nicht nur vor laufender Kamera. Die beiden Redakteure der Omnibusrevue arbeiten mittlerweile sogar mit einem eigenen Fernsehkanal, auf dem spannende Reiseberichte, Testfahrten mit neuen Busmodellen und Reportagen über das Sicherheitstraining von Bus-Chauffeuren zu sehen sind. „Digitale Filme werden häufig weitergeleitet und finden so ein breites Publikum“, sagte Wieser. „Zudem generieren sie viel Traffic auf der Homepage und können mit Werbung gegenfinanziert werden.“
Um ohne großen finanziellen Aufwand an gute Filme zu kommen, regte Sascha Böhnke zur Zusammenarbeit mit lokalen Fernsehsendern an. Wer sich den Tagessatz für ein Kamerateam sparen will, kann auch selbst einen Film produzieren, man bekommt schon für 2600 Euro eine einfache Filmausrüstung. Und wer es schafft, sein Smartphone einigermaßen ruhig zu halten, kann die eindrucksvollen Aufnahmen von einem Wasserfall in den Alpen direkt auf Facebook hochladen, ohne sich tagelang mit einer Schnittsoftware beschäftigen zu müssen.
Ulrike Katz machte die Vorteile von Instagram und Pinterest für das visuelle Marketing transparent. „Diese kostenlosen Kanäle bieten der Bustouristik hohe Reichweiten und die Möglichkeit, neue Zielgruppen anzusprechen“, stellte die Managerin der Kommunikationsagentur justZARGES beim Blick in die Statistik fest: Während Pinterest weltweit bereits 100 Millionen Nutzer zählt, bringt es Instagram sogar auf die vierfache Menge. Und mit einer entsprechenden Verlinkung kann der Nutzer digitaler Pinnwände auf die Homepage und das Buchungsformular von Busreiseveranstaltern weitergeleitet werden.
Welche Faszination von bewegten Bildern ausgehen kann, illustrierte Nicola Wucher am Ende der kurzweiligen Veranstaltung mit einem Imagefilm für das GOP Varieté-Theater. Der diesjährige gbk-Premiumpartner produziert derzeit hochwertige Shows, die bundesweit in sieben verschiedenen Häusern gezeigt werde.